Horus Tempel in Edfu
Gemächlich fahren wir seit Mittag auf den braun grünen Wassern des Nils stromaufwärts Richtung Assuan. Palmen ziehen vorbei. Die Sonne brennt vom Himmel. Und hin und wieder tuckert ein Dieselmotor am Ufer, um das Wasser auf die höher gelegenen Felder zu pumpen. Der Nil führt derzeit sehr wenig Wasser. Ab und zu fahren wir an Sandbänken vorbei, auf denen aber keine Krokodile mehr faul in der Sonne liegen. Alle Wildtiere sind nur noch, wenn überhaupt, südlich der Stausees zu finden. Dann versinkt auch langsam die Sonne hinter Palmenwäldern. Und der Tag neigt sich dem Ende. Der Sonnengott Re hat seine Fahrt beendet und stirbt, um morgen früh wiedergeboren zu werden und erneut über den Himmel zu ziehen. Und das seit tausenden von Jahren. Ich genieße die Fahrt wirklich sehr. Endlich mal keinen Dienst auf dem Schiff, sondern Mal auf der anderen Seite stehen. Oder liegen… Kein Zeitdruck, keine Verantwortung, keine Verpflichtung. Einfach nur entspannen…
Fast zur gleichen Zeit, als Re seine Fahrt heute begann, besuchten auch wir heute einen weiteren Tempel. In Edfu steht der zweitgrößte noch erhaltene Tempel, dem falkenköpfigen Horus geweiht. Ebenfalls ein ganzer Tempelkomplex ist dem Sohn der Isis und des Osiris gewidmet. Ein immens großer Pylon, das Eingangstor, und eine mächtige Säulenhalle mit tausenden Hieroglyphen sind hier noch zu sehen. Jahrhunderte bedeckte Nilschlamm einen guten Teil des Heiligtums, sodass noch viel erhalten ist. Selbst manche Farben sind noch gut zu erkennen. Die Darstellungen der Götter an den Wänden sind gut und gerne 8 bis 10 Meter hoch. Die Tempelmauern, 15 Meter hoch und 30 Meter lang, sind komplett mit der Lebensgeschichte des Gottes als Hieroglyphen aufgeschrieben. Und über all dem ging langsam die Sonne auf. Ein überwältigendes Schauspiel!
Doch nun ist der Tag ja schon wieder vorbei. Gestern Abend passierten wir noch eine Schleuse, was wirklich Millimeter Arbeit war. Die Schleuse war 15 Meter breit, das Schiff ist 14 Meter breit. Allein das Zuschauen war schon ein Erlebnis! Mit welcher Vorsicht hier manövriert wurde. Okay, ganz hat es nicht geklappt, die Mauer zu beiden Seiten haben wir hin und wieder gestreift, aber durch den Aufprall Schutz wurde es sehr gedämpft. Glücklicherweise waren diesmal keine Händler mehr unterwegs. Die hätten glatt über die Bordwand hinweg noch versucht, uns etwas aufzuschwatzen. Die Händler hier sind übrigens wirklich sehr hartnäckig. Wer schon mal in Indien war, kennt das. Hier fühlt es sich noch schlimmer an. Man kann kaum vor ihnen fliehen. Zeigt man auch nur einen Funken Interesse an einem Mitbringsel oder Souvenir, ist man verloren. Dann hilft nur noch Handeln und Feilschen, was das Zeug hält. Sonst wird man gnadenlos über den Tisch gezogen! Mindestens soweit, bis man bei einem Drittel des ersten Preises angelangt ist!
So, heute steht eigentlich nix mehr auf dem Programm. Nur noch eine Art Folklore Abend mit ägyptischer Musik und Bauchtanz. Ich weiß noch nicht, ob ich mir das antun werde.