Atlantik Überfahrt

Wasser, Wasser , Wasser. In alle Himmelsrichtungen nischt wie Wasser. Und das seit 3 Tagen. Allerdings gab es heute morgen einen Regenbogen über der See. Aber Einhörner und rosa fliegende und pupsende Schweinchen habe nicht gesehen. Letzte Nacht, am 4. Tag heute haben wir den Point of no return erreicht. Nun erreichen wir tatsächlich schneller wieder Land, wenn wir weiter fahren, als wenn wir umkehren. Gute 5000 Kilometer Wasser trennen Europa von der Karibik. Übrigens sind es auch nach unten um die 5000 Meter bis zum Land. Bis zum Meeresboden nämlich. Mit gemütlichen 16 Knoten schippern wir durchs Wasser, was völlig unaufgeregt wie ein Ententeich vor und hinter uns liegt. Kaum eine Welle schwappt mal gegen das Schiff, von Seegang weit und breit nix zu spüren. Die Temperaturen steigen mit jeder Meile und es ist bereits früh am Morgen drückend heiß und schwül. Am meisten macht uns aber die Zeitverschiebung zu schaffen. Also weniger der Crew als vielmehr den Gästen. Die Crew freut sich über eine Stunde mehr Schlaf an insgesamt 6 Tagen. Den Gästen bekommt dieses ewige Nix Tun überhaupt nicht. Bereits früh um 6.30 Uhr ist das Pooldeck mit mindestens 300 Personen bevölkert. 20 bis 30 Fanatiker rennen Runde um Runde, in der Hoffnung, die abends an gefütterten Kilos morgens schon wieder loszuwerden. Klappt sicher nur bedingt. Tagsüber liegen sie dann alle wieder lethargisch in der knallen Sonne und transpirieren vor sich hin. Die, die es sich leisten können, trinken Champagner gegen den Durst, wobei das erste Glas heute bereits kurz nach sieben über den Tresen ging. Die erfahrene Crew bleibt da lieber im klimatisierten Schatten im Bauch des Schiffes. Es wird langweilig und viele haben einfach nichts zu tun. Also werden die Nachbarn beobachtet, die Crew wird argwöhnisch beäugt und das Essen wird penibel untersucht, ob sich nicht was finden lässt, was man beanstanden könnte. Einfach ein bisschen Action machen, um der Langeweile zu entfliehen. Dann und wann klappt das sogar. Ich habe jede Menge Beschwerden zu hören bekommen. Zugegebenermaßen manche auch gerechtfertigt. Einige jedoch auch nicht. Allerdings gehen wir auch bereits über unser Limit hinaus. Und zwar auch jeden einzelnen Tag. Es ist anstrengend, die täglichen, immer höher werdenden Ansprüche zu erfüllen. Zumal wir ja nicht zaubern können. Weder können wir leer getrunkene Weine oder Spirituosen auf der Stelle wieder beschaffen, noch mehr Platz anbauen, noch die Zeit manipulieren. Aber das interessiert kaum wen und Verständnis ist auch bei vielen nicht vorhanden. Es ist eine ganz eigene Wissenschaft, für so eine Reise den Bedarf zu kalkulieren. Und zwar für jeden einzelnen Artikel. Egal ob ein Ersatzteil, eine Flasche irgendwas oder das Blatt Papier. Rund 6 Wochen im voraus. Eine schwierige Kiste… 2 Tage noch und der Rest von heute bis wir wieder Land sehen. das Schiff wird am ersten Hafen so leer sein, wie lange nicht mehr!

In alle Richtungen nur noch Wasser
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