Der Tag begann mit Regen und endete ebenfalls mit Regen. Den ganzen Tag über immer wieder Regen. Nicht schön für uns und unser Programm heute. Denn es ging erst mal auf den Markt, der eher wie ein orientalischer Basar wirkte. Es gab viele Gewürze und Süßigkeiten und kandierte Früchte und auch Gebäck für das Wochenende, das heute Abend bereits anfängt. (Zum Shabat wird hier kein Handschlag getan! Der Glaube verbietet es.) Und durch den Regen war das Pflaster echt rutschig! Aber dann…
Bethlehem – einst ein kleines Dorf, heutzutage eine Pilgerstätte, welche UNESCO Weltkulturerbe ist. Und die Geburtskirche gehört zu den wenigen Kirchen, die seit dem 4. Jahrhundert ununterbrochen genutzt wurde. Doch zuerst mussten wir über die Grenze zwischen Palästina und Israel. Jerusalem ist geteilt, wie es einst Berlin war. Und Bethlehem gehört zum palästinensischen Gebieten; ist komplett selbst verwaltet mit eigener Polizei sowie allen Rechten und Pflichten, die daraus entstehen. Nur eine eigene Währung haben sie nicht. Und wie einst in Berlin, steht auch hier eine Mauer, die das Land teilt. (Die politische Lage hier ist sehr kompliziert.) Diese war leider nötig, um die Attentate zu unterbinden. Seitdem herrscht weitgehend Ruhe. Es gibt immer noch Anschläge, doch eher auf bestimmte Bevölkerungsgruppen, kaum auf Touristen. Jedenfalls passierten wir die Grenze und besuchten die Geburtskirche. Sie wurde vor kurzem renoviert und viele herrliche Mosaiken wurden freigelegt und restauriert. Leider sind noch immer die Bodenmosaiken abgedeckt und nicht zu sehen. Durch die drei Konfessionen (römisch-katholisch, armenisch- und griechisch-orthodox) sowie die ständig wechselnden „Besitzer“ lässt sich nur schwer ein echter Stil feststellen. Hauptsächlich würde ich früh-christlich und griechisch-orthodox sagen, denn es gibt viele Ikonen und Öllampen. Die Gebrutsgrotte, keine Krippe oder Stall, befindet sich direkt unter der Vierung. Gegenüber in einer weiteren Grotte bzw Nische soll die Krippe gestanden haben. Hunderte Menschen standen davor, dicht an dicht, um einen der wichtigsten Plätze der Christenheit zu sehen. Auch wir mussten lange anstehen. Doch es hat sich gelohnt. Direkt daneben ist die Katharinenkirche der Franziskaner. Hier hörten wir einen kleinen Teil der Messe und konnten anschließend sogar noch in die Krypta bzw in das Grottensystem, wo einige Heilige bestattet wurden.
Nach einem schnellen Lunch noch im palästinensischen Viertel, ging es zurück nach Jerusalem. Dort erwiesen wir dem wichtigsten König der Israeliten (und als Prophet auch der Moslems) die Ehre. König David. Zumindest wird hier sein Grab auf dem Berg Zion verehrt. Allerdings ist es ein Kenotaph, also ein Sarkophag ohne tatsächliche sterbliche Überreste. Nach 3000 Jahren dürfte aber ohnehin nicht mehr viel übrig sein. Direkt darüber befindet sich der Raum des letzten Abendmahls. Man glaubt, diesen Ort, wo Jesus mit seinen Jüngern die letzte Mahlzeit einnahm, wirklich hier lokalisieren zu können. Mit dem berühmten Gemälde hat es aber wenig zu tun. Aber ebenfalls ein höchst heiliger Ort.
Da wir noch noch viel Zeit hatten, schlenderten wir noch ein wenig durch die Altstadt von Jerusalem, oftmals an der Mauer entlang und durch eine Menge Tore, die die verschiedenen Viertel voneinander trennt. So besuchten wir noch die Jacobskirche im Armenischen Viertel, eine sehr dunkle Kirche mit ebenfalls vielen Ikonen und Öllampen. Der Überlieferung zufolge verlor hier der heilige Jacob den Kopf, der sich noch heute hier finden soll. Sein Leib soll wohl in Santiago di Compostella in Spanien sein. Auch im lateinischen Viertel besuchten wir noch die Konkathedrale vom Allerheiligsten Namen Jesu. Sie wurde bereits von den letzten drei Päbsten besucht. Jetzt aber reicht es mit Kirchen für heute. Wir müssen uns erstmal aufwärmen und dann auf morgen vorbereiten… eine wichtige Kirche steht noch aus!