Die Prager Burg

Heute ging es nun endlich zum Wahrzeichen der Stadt und des Landes: zur Prager Burg auf den Hradschin. Ebenso wie Rom oder Lissabon wurde Prag auf 7 Hügeln erbaut, und die Burg steht natürlich auf dem höchsten. Da steht sie auch heute noch, und man muss immer noch hinauf laufen. Die Treppen ziehen sich ganz schön hin. Ist man aber erstmal oben, wird man mit einem herrlichen Blick über die Stadt belohnt. Die Burg selbst ist die 2. Größte Burganlage der Welt und auch schon sehr, sehr alt. Begonnen wurde sie bereits im Jahre 885, der letzte Umbau erfolgte im Jahre 1919. Sie war die Residenz der Könige von Böhmen, Sitz zweier Kaiser des römischen Reiches, Machtzentrum der Habsburger und ist auch heute Sitz des Tschechischen Präsidenten. Sie ist also quasi die National Mall der Tschechei. Zusammen mit dem Veitsdom, der größten Kathedrale des Landes, bilden sie den Besuchermagneten für Touristen aus aller Welt. Ich kaufte mir auch ein Ticket, was nicht ganz günstig ist, aber dafür ist die Gegend auch einzigartig. Und der Veitsdom stellt sowieso alles in den Schatten – im wahrsten Sinne des Wortes. So eine prachtvoll Kathedrale habe ich lange nicht gesehen und sehr selten noch dazu. Sehr groß, sehr prunkvoll und überaus erhaben im spätgotischen Stil erbaut. Sie ist Krönungs- und Grabeskirche der böhmischen Könige, hat einige herrliche und riesengroße Buntglasfenster sowie eine Rosette von mehreren Metern Durchmesser und beherbergt darüber hinaus einige Reliquien von Rang. Diverse Knochen von Heiligen, Splitter vom Kreuz, das Tischtuch vom Abendmahl und den Stab von Mose und noch einiges mehr. Leider sind die Rundgänge durch die Burg und den Dom per Kordeln ziemlich vorgeschrieben, sodass man kaum mehr verweilen kann oder auch nur Ausscheren kann. Immerhin hab ich den Königssaal und die Krönungsinsignien gesehen, die Wenzelkapelle, das Grab von heiligen Nepomuk, einige Folterinstrumente, diverse Rüstungen und Waffen aus dem Mittelalter (die noch immer verdammt spitz und scharf waren!) und noch zwei weitere Kapellen. Alles in allem: sehr viel und sehr schön und sehr interessant. Was mir nicht gefallen hat: die hohen Temperaturen (32°C zum Mittag) und die tausenden Touristenmassen, die dort durch geschleust wurden. Tatsächlich aber macht es Sinn, sich diesen geführten Touren anzuschließen, denn das Gelände ist derart groß, dass man schnell den Überblick verliert. Und natürlich habe ich auch das goldene Gässchen nicht ausgelassen. Aber da diese ebenfalls sehr klein und eng war, kamen die Touristenmassen dort kaum durch.

Auf dem Rückweg bin ich sozusagen noch über ein kleines Juwel gestolpert. Das Waldstein Palais mit seinem barocken Garten. Heute ist das Palais Sitz des Senats des Parlaments der Republik, die Gärten sind aber für Besucher geöffnet und weisen neben Statuen der römischen Mythologie auch Zierteiche mit riesigen Koi Karpfen auf. Eine Oase der Ruhe nach den Touristenmassen auf der Burg.

Zum Abend hatte ich aber noch einmal das absolutes Highlight meiner Reise. Ich hatte ja mir Karten gekauft für ein abendliches Konzert in der Salvatorkirche. Natürlich war ich pünktlich da und es war wirklich ein Hochgenuss. Sowohl per Orgel als auch mit Streichinstrumenten wurden verschiedene klassische Stücke, sogar teils mit Gesang, dargebracht. Um nur einige zu nennen: Vivaldis Vier Jahreszeiten, Toccata und Fuge von Bach, das Ave Maria von Schubert und natürlich Die Moldau von Smetana. Ich war so ergriffen, ich hatte direkt etwas Pipi in den Augen. Ich kann es nur jedem empfehlen, der einmal nach Prag kommt, so einen klassischen Abend einmal mitzumachen. Kein Konzertsaal der Welt kommt an die Akustik in einer Kirche auch nur ansatzweise heran.

Veitsdom auf der Prager Burg
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